Wo endet der Rhein?


Um die Gesamtheit des Gedichts "Loreley" innerhalb des damaligen und heutigen Europäischen Raumes zu verstehen, bin ich ins Delta des Rheins gefahren.

Nein, es gibt keine eindeutige Mündung des Flusses RHEIN in die Nordsee.
Der Rhein hat uns bereits seit Jahrhunderten als eine der wichtigsten Wasserstraßen in Europa darauf aufmerksam gemacht, dass er kein nationaler Fluss ist. Er teilt sich seine Mündung brüderlich mit anderen Flüssen, der Maas und der Schelde.

Gemeinsam verzweigen sie sich, teilen ihr Wasser und das Land, das sie durchqueren. Beglücken und erschrecken die Menschen an ihren Ufern. Bilden schließlich auf den letzten 50 - 100 km ein großes, gemeinsames Delta, das nach der Sturmflut in der Nacht vom 31. Januar auf den 1. Februar 1953 und dem Versinken von tausenden Quadratkilometern Land mit 2408 Toten, von Menschenhand ganz neu erschaffen wurde.


Wo also endet der in der Schweiz entspringende Rhein?
Ein Fluss, der mit Frankreich lange Zeit eine Grenze bildet und bei Überschreiten der Grenze zu den Niederlanden in Millingen aan de Rijn seinen Namen in WAAL und LECK ändert und sich dann ab Voorne mit der Maas immer wieder brüderlich das Bett teilt. Sich neu verzweigt und ab Nationalpark "De Biesbosch" mit genau geregelten Wassermengen aus beiden Flüssen endgültig gemeinsam zwischen den Inseln zur Nordsee fließt. Wobei ab Bergen op Zoom dann auch noch ein Teil des Wassers der SCHELDE zugeleitet wird.

 

Wo also sollte ich den letzten Punkt des Rheins festlegen?
Ich versuchte also so weit wie möglich an den Punkt der "letzten" Verströmung der Flüsse zu gelangen. Und der sollte nach meiner Information direkt an der SPUI voor Goudswaard auf "Oud Beijerland" liegen.

Nachdem ich auf der Insel angekommen war, musste ich zuerst lernen, dass ich mich nun nach der Umbenennung auf der "Hoeksche Waard" befinde.

 

Langsam erwanderte ich die Spitze der Insel, sah die vielen "vlieten", die das Wasser aus dem Boden ableiten und bewegte mich zielstrebig in Richtung SPUI, dem letzten "Zulauf", wo sich nochmals Maas und Rheinwasser vermischen, um danach endgültig gemeinsam als südlichster Lauf durch den HARINGSVLIET und einen der Dämme des Deltawerks in die Nordsee zu rauschen.


Fühlt man an diesem Punkt den Mythos der Loreley? Fühlt man das, was da auf Bildern, in Geschichten und Gedichten beschrieben wird?

Ich habe mehr gefühlt.
Die Schwingungen und die Sehnsüchte der Menschen, die an den Ufern der großen Flüsse leben, ist hier fast greifbar. Erfassbar durch die Warenmengen, die auf riesigen Schiffen in den Containern vorbeigleiten und in Richtung Rotterdam, Duisburg, Ludwigshafen oder Nijmegen, Venlo, Maastricht, Liège, Sedan unterwegs sind.


Der Rhein und seine Geschichten, Mythen und Märchen.
Die Loreley wird an diesem Endpunkt zu einer der wichtigen Gestalten für Europa.
Kein Wunder, dass sich genau zum Zeitpunkt der ersten realen Europagedanken, in der Romantik, die Künstler damit beschäftigt haben.

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